Im Juli 2024 erklärte das kolumbianische Verfassungsgericht ein Vertrag über Emissionsgutschriften im Amazonas für ungültig. Emissionsgutschriften werden von Unternehmen oder Ländern gekauft, um ihren CO2-Ausstoss zu kompensieren. Die Effektivität dieser Art der Kompensation von CO2-Emissionen ist jedoch umstritten.
Sechs indigene Gemeinschaften aus der abgelegenen Region Pirá Paraná im Departement Vaupés hatten im Jahr 2022 gegen das in den USA ansässige Unternehmen Ruby Canyon Environmental und die kolumbianische Firma Masbosques – welche als Vermittlerin gehandelt hatte – geklagt. Die Gemeinschaften hatten vor Gericht geltend gemacht, dass ihnen dieser Vertrag ohne ihre Zustimmung und auf betrügerische Weise aufgezwungen worden sei: Die Unternehmen hätten den Verkauf von Emissionsgutschriften mit Personen ausgehandelt, die dazu nicht befugt gewesen seien. Somit sei ihr Selbstbestimmungsrecht und ihre territoriale Autonomie verletzt worden. Gemäss AFP hatte der Vertrag den Schutz vor Abholzung eines Gebiets von 7100km2 zum Gegenstand und die Emissionsgutschriften wurden für 3.8 Millionen Dollar verkauft.
Das Gericht hiess die Klage der indigenen Völker gut und wies die rechtmässigen Repräsentanten der betroffenen Gemeinschaften an, sich innerhalb von sechs Monaten zu entscheiden, ob sie eine neue Vereinbarung mit den Unternehmen eingehen wollen oder nicht. Andernfalls müssten die kolumbianischen Behörden sicherstellen, dass das Projekt nicht mehr auf dem betroffenen Gebiet durchgeführt wird. Gemäss der NGO «Centro Latinoamericano de Investigación Periodística» handelt sich um den ersten Fall dieser Art in Kolumbien.
Das ganze Urteil finden Sie hier (spanisch). Für weitere Informationen siehe hier (englisch) oder hier (französisch).
Alexandra Glarner